Elsternest

Oh Sibylle!

Es hätte gut werden können. Der Beitrag in der Sendung „Büchermarkt“ über das neue Buch von Sibylle Lewitscharoff – ein Krimi mit dem Titel „Killmousky“ – überschrieb der Deutschlandfunk mit:
„Luftholen nach dem Skandal“ (gesendet 4.6.2014).

Aber Frau Lewitscharoff hatte es trotz der vielen Schelte nach ihrer Dresdner Rede immer noch nicht gelernt und schwadronierte wie folgt über den Kriminalroman im Allgemeinen und die Krimis von Raymond Chandler im Besonderen:

„Es ist schon Chandler, der mich richtig gereizt hat. Dessen auch so ein bisschen düstere, verhangene Plots, auch die Kriegsatmosphäre, die noch so durchsickert als Nachbeben, das ist schon ganz toll. Nur das kann man nicht nachbauen mit einem deutschen Kommissar, das ist ganz ausgeschlossen. Sie können auch die erotische Magie, die ja bei Chandler wirklich da ist und die ist einfach klasse, die können sie einem deutschen Mann nicht zueignen, weil der hat keinen tollen Krieg gewonnen, der ist nun, mein Alter, gar nicht kriegserfahren im Übrigen. Eros und Männlichkeit sind da nicht ganz so herbeizuzwitschern, wie Chandler es gekonnt hat, das geht nicht.“

Was bitte macht einen Krieg bitte zu einem „tollen Krieg“? Erotisiert Krieg den Mann?
100 Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, mit seinen verheerenden Giftgaseinsätzen, 75 Jahre nach dem von den Faschisten angezettelten Krieg, schüttele ich entsetzt den Kopf ob solcher Äußerungen.

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