Elsternest

Günter Guben: Im Doppelpack

Günter Guben stellt seine neuen Veröffentlichungen vor und das Vocalensemble Exvoco
Günter Guben stellt seine neuen Veröffentlichungen vor und das Vocalensemble Exvoco

 

In vielerlei Hinsicht war das eine Lesung im Doppelpack, die das Urgestein der Stuttgarter Literaturszene Günter Guben am 28. September 2017 in der LesBar der Stadtbibliothek Stuttgart auf die Beine stellte: Günter Guben las aus seinen zwei neuen Büchern, und er trat mit dem Vocalensemble Exvoco auf, das wiederum aus zwei Personen besteht: Hanna Aurbacher und Ewald Liska.

75 Gedichte aus den Jahren 1970-2015 hat Günter für seinen Lyrikband aus seinem enormen Fundus ausgesucht. Es ist ein Querschnitt seiner lyrischen Produktion aus 45 Jahren. Ihm geht es nicht zuletzt um das Heitere im Gedicht, durchaus auch um die erotische Note, um die abgründigen Hintersinnigkeiten und eben um das lustvolle Spiel mit der Sprache, die neben, unter und über unserem alltäglichen Jargon ungeahnte Möglichkeiten des überraschenden Ausdrucks bereit hält.

Veröffentlicht wurde dieser Band in der Reihe »Edition Hammer + Veilchen«. Einen kleinen Einblick lässt er an diesem Abend das zahlreich anwesende Publikum nehmen.

Elefanten auf dem Tisch ...
Elefanten auf dem Tisch …

Auf den Lesetisch hat er einen Holzelefanten gestellt, einen von denen, die bei ihm zu Hause über seinen Schreibtisch laufen. Günter Guben kann sich mit diesem herrlichen Tier identifizieren. Im Eingangsgedicht des Bandes heißt es dazu:

Achtzehn Zeilen Schreibtisch-Glück

Eine Herde Elefanten
zieht über meinen Schreibtisch hin.
Sie eilt auch durch den Kopf.
Von ferne ruft ein Afrika:
Ach du, du armer Tropf!
Spielt dir die Phantasie,
wie häufig, Streiche?
. . .

Oft sind es ganz kurze Situationsbeschreibungen, die so typisch für den Lyriker Guben sind, wie in dem Dreizeiler Das hat auch was:

Tee mit Zitrone,
Milch mit Honig,
Kaffee mit Marlene.

Und immer wieder blitzt der Humor hervor, den dieser, 1938 in Hamburg aufgewachsene, wie selbstverständlich mit dem Publikum teilt, als gäbe es unendlich viel davon. Wer eine seiner legendären Lesungen am Aschermittwoch bei den AnStiftern erlebt hat, kann das gut nachvollziehen.

Die Zusammenarbeit mit dem Vocalensemble Exvoco geht auf seine Zeit als Regisseur beim Hörfunk in Stuttgart zurück. In den achtziger Jahren hat er mit diesem Ensemble Hörspiele für den damaligen SDR produziert. Die beiden Künstler, Hanna Aurbacher und Ewald Liska, haben mit ihren Vokalstücken, sehr häufig aus lautmalerischen Gedichten bestehend, die ganze Welt bereist.

Hanna Aurbacher ist bekannt als Solistin bei internationalen Festivals für alte und neue Musik. Zahlreiche Uraufführungen und Produktionen in allen Medien kennzeichnen ihr künstlerisches Schaffen. Sie ist Mitglied diverser Ensembles, gibt Seminare in Vokaltechnik und Stimmphysiologie und hat als Professorin an der Musikhochschule Stuttgart gewirkt.

Ewald Liska ist Konzert- und Liedsänger und war Kantor in Stuttgart. Nach Promotion und Habilitation in Physik war er Hochschullehrer und in der Industrie tätig. Er gründete EXVOCO, war als Redakteur beim Süddeutschen Rundfunk tätig und traf dort Günter Guben.

Ein Dada-Gedicht wird wie ein Musikstück in Japan verstanden wie auch in den USA. Sie tragen Texte von den großen Dadaisten aber auch von Günter Guben vor:

Günter Guben präsentiert auf langen Tischen die Farbdrucke seines Kollegen und Galeriefreundes Prof. Klaus Bushoff, der diese für den Band Vom Leben, Lieben und Lottern beigesteuert hat sowie eigene Partituren von visuellen und Lautgedichten. Im dritten Teil des Abends präsentiert Günter Guben einen Ausschnitt aus diesem Band. Hier, auf erotischem Gebiet, zeigt sich noch einmal die Virtuosität des Dichtes, der abseits plumper Anspielungen über Liebe, Sexualität und das Lottern zu schreiben vermag.

Verfügung der Dinge
Reihe »Edition Hammer + Veilchen«
81 Seiten, Preis: 12 €

zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

Vom Leben, Lieben und Lottern: erotische Texte und Graphiken
Mit Farbcollagen von Prof. Klaus Bushoff
Verlag der Studiengalerie Stuttgart, 2016
76 unpaginierte Seiten in einer Auflage von 100 Exemplaren, Preis 29 €

zu erwerben beim Autor oder über den Verlag

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