Elsternest

Dr. Nest – eine verrückte Welt

Szenenbild aus Dr. Nest von Familie Flöz
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Eine anrührende wie skurrile Familie ist das, die „aus dem dunklen Bauch der Erde durch einen tiefen Schacht zum ersten Mal ans Licht kommt“. Dieses Bild hat die Familie Flöz 1996 in der internationalen Theaterszene geprägt und bekannt gemacht.

Jedes Stück wird in einem kollektiven Arbeitsprozess entwickelt und erweckt einen eigenen Kosmos zum Leben, bevölkert von Figuren und Geschichten, die sich den Weg aus dem Verborgenen ins Licht gebahnt haben. Ihr neues Stück „Dr. Nest“ wird derzeit im Theaterhaus aufgeführt. Am 30. März hatten wir Gelegenheit diese Stück dort zu sehen. Familie Flöz wirft darin einen Blick auf die rätselhafte Kartografie des Gehirns und in die Tiefen der Seele.

Inhalt:
Dr. Nest wird am frühen Morgen von Stimmen geweckt. Doch als er auf der Station in der abgelegenen Heilanstalt „Villa Blanca“ langsam zu sich kommt, ist er allein. Unruhe beschleicht ihn. So vertraut ihm die bekannte Umgebung, die eintreffenden Patienten und die Schwester im Dienst sind, so fremd erscheint er sich selbst. Was hat er hier verloren?

Auf der Suche nach Gewissheit hält er sich an Bruchstücke seiner Erinnerung – sein hinter sich gelassenes Leben, seine zahlreichen Aufzeichnungen und schließlich an seine Berufung.

Als junger Arzt tritt er selbstbewusst eine neue Stellung an. Getrieben von Neugierde, Wissensdurst und Empathie trifft er auf die ebenso sonderbaren wie rätselhaften Phänomene seiner Patienten: Körper mit Eigenleben, gespaltene Persönlichkeiten, zwanghafte Verwechselungen, Dämonen und Wahnbilder. Was ihn zunächst befremdet, erscheint bald als ein aberwitziger Spiegel eigener Zweifel und Unsicherheiten. Die feine Linie zwischen normal und nicht normal, zwischen bewusst und getrieben, zwischen gesund und krank verbleicht vor seinem Auge. Mutig folgt Dr. Nest seiner inneren Stimme und betritt ein dunkles Labyrinth auf der Suche nach Nähe – und nach sich selbst.

Das alles spielt das fünfköpfige Ensemble mit einer Hingabe und Akkuratesse, dass dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt. Anhand recherchierter Fallbeschreibungen aus dem weiten Feld der Neurologie eröffnen die Schauspieler die Türen einer fiktiven Heil- und Pflegeanstalt und nehmen die Zuschauer mit in die bizarren Welten seiner Bewohner. Bewegung, Raum, Wort, Licht und Klang erschaffen eine ebenso tragische wie komische Erzählung von der Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens.

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