Elsternest

Volkstrauertag – Den Ermordeten zum Gedenken

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Stell es dir vor!

 

In Korntal-Münchingen fanden in diesem Jahr auf den Friedhöfen in beiden Stadtteilen Gedenkfeiern für die Opfer des Zweiten Weltkriegs statt. Dabei wurden neue Gedenktafeln für die aus Korntal-Münchingen stammenden Euthanasieopfer angebracht. In Münchingen werden auf der Tafel die Namen von acht Frauen und Männern aus Münchingen genannt, die der nationalsozialistischen Rassenhygiene zum Opfer fielen.

Bürgermeister Dr. Joachim Wolf hielt in der Aussegnungshalle die Gedenkrede. Dabei schlug er einen weiten Bogen von den Opfern des zweiten Weltkriegs bis hin zu den Menschen, die heute auf der Flucht vor Bomben und Bürgerkrieg zu uns kommen. Wir haben das Privileg, seit 70 Jahren in Frieden zu leben. Das Leid, das unser Volk über die Völker Europas gebracht hat, verpflichtet uns auch heute noch zur Verurteilung von Krieg und Gewalt.

Mit offenen Armen und Herzen

In diesen Tagen werden wir täglich mit den Meldungen aus den weltweiten Kriegsgebieten konfrontiert. Wir stehen noch unter Schock von den Terroranschlägen am Freitagabend in Paris. Der Terror, vor dem so viele Menschen aus Syrien fliehen, wird nach Europa getragen.

Unsere Nächstenliebe sollte uns ermutigen, den Menschen vorbehaltlos zu helfen, die aufgrund von Krieg und Gewalt zu uns flüchten. Ein Beispiel können unsere Großeltern sein, die nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge aufgenommen haben und mit ihnen zusammen eine friedliche Heimat aufbauten. Viele Bürgerinnen und Bürger in Korntal-Münchingen engagieren sich mit offenen Armen und Herzen für die Hilfesuchenden.

Faschistische Ideologie hat zum Tod zehntausender Kranker geführt

Volkstrauertag: Den Ermordeten zum Gedenken
Den Ermordeten zum Gedenken

Zum Gedenken an die Euthanasieopfer hatten die Schülerinnen und Schüler einer Ethikklasse der Flattichschule Münchingen einen Beitrag vorbereitet. Sie stellten eines von acht Schicksalen der Ermordeten in den Mittelpunkt. Auf berührende Weise näherten sie sich der 1913 geborenen Marie Haun. Erinnerten an ihre Jugend, an ihre Schwierigkeiten in der Schule und an ihre Einweisung in ein Heim. Sie fühlte sich dort wohl. Doch dann erlahmte sie an Armen und Beinen. Textiles Arbeiten war ihr nicht mehr möglich. Sie wurde nach Grafeneck mit einem der berüchtigten grauen Busse gebracht und dort 1940 ermordet. 10.654 Menschen fielen in Grafeneck der Rassenhygiene der Faschisten zum Opfer. Marie Haun und fünf weitere Mitbürger aus Münchingen waren unter den in Grafeneck Ermordeten.

Imagine …

Dieses erschütternde Schicksal stellten die Schülerinnen und Schüler der lebensbejahenden Utopie von John Lennon gegenüber. Sie sangen das Lied „Imagine“. Darin heißt es: „Imagine all the people living life in peace. You may say I´m a dreamer, but I´m not the only one.“ Plakate mit Textzeilen streckten sie den Zuhörern entgegen und forderten sie auf, gemeinsam mit ihnen das Lied noch einmal zu singen. Träumen und Utopien entwickeln, in gemeinschaftlichem Tun, das gibt Kraft und öffnet die Herzen.

Mut machten auch Zeilen aus den Werken von Dietrich Bonhoeffer. Dieser aufrechte Theologe wurde von den Nazis in den letzten Kriegstagen ermordet. Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Münchingen trugen sie vor. Es wurde die Kraft deutlich, die engagiert gelebter Glaube den Menschen schenkt.

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