Elsternest

Thaddäus-Troll-Preis 2018 an Kai Wieland vergeben

Auf dem Podium diskutieren (v.l.n.r): Werner Witt, Kai Wieland, Tom Kraushaar
Auf dem Podium diskutieren (v.l.n.r): Werner Witt, Kai Wieland, Tom Kraushaar

 

Der Jungautor Kai Wieland (29) erhielt vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg am 11. Dezember 2018 in der Stadtbibliothek Stuttgart den mit 10.000 € dotierten Thaddäus-Troll-Preis für seine Erstlingswerk Amerika. Der Vorsitzende des Fördervereins, Werner Witt, überreichte an diesem Abend den Preis an Kai Wieland.

Kai Wieland erhält die Urkunde
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Kai Wieland sinniert in seiner Dankesrede, was er mit dem Preisgeld alles machen könnte: Z. B. in eine Buchhandlung gehen, 500 Bücher kaufen und mit ihnen auf eine einsame Insel fliegen. Für ihn wäre das Traumziel Island. Er hat vorsorglich schon recherchiert, wieviel Kilo Übergepäck und wieviel Gepäckstücke er bei Islandair aufgeben kann, um alle Bücher mitzunehmen. Mit dieser humorvollen Rede zeigt sich Kai Wieland als das, was er ist: ein Geschichtenerzähler.

Anstelle von langen Reden fordert Werner Witt den Autor auf, aus seinem Werk zu lesen, über das die Jury wie folgt geurteilt hat:
„In diesem Kaleidoskop eines verlorenen schwäbischen Dorfes namens Rillingsbach verknüpft der Autor eine Handvoll Schicksale zu einer Chronik, die sich nicht damit brüstet, die einzig wahrhaftige Darstellung der Ereignisse zu sein. Der „Chronist“, der allein mit dieser sperrigen Bezeichnung im Buch auskommen muss, begibt sich aus unbekannten Gründen auf die Jagd nach Typen und Geschichten in dieser gottverlassenen Gegend zwischen Murrhardt und Backnang, und er begibt sich mitten hinein die Brutstätte jeder Legendenbildung, in die Dorfwirtschaft. Hier trifft er auf die oft schon aufgewärmten Erinnerungen an Kriegs- und Nachkriegszeiten, er begegnet Kopfschlächtern, Nazis, Sängern, Dichtern, wilder Dorfschönheit, Rebellen, verpassten Gelegenheiten und unausgelebten Träumen. Kai Wieland gelingt in Amerika eine fein austarierte Melange aus sachlich bilanzierendem Ton, sensiblen Beobachtungen und trockenem Witz und gibt so einer viel erzählten Zeit ein anderes Gesicht.“

In den Textpassagen, die Kai Wieland an diesem Abend liest, wird sehr gut der Sound seines Romans hörbar. Er schreibt in einer ruhigen, etwas antiquierten Sprache aus der Sicht einer namenlosen Person, die „der Chronist“ genannt wird. Über die Entstehung des Romans und wie er zu Klett-Cotta kam, diskutiert er an diesem Abend mit seinem Verleger Tom Kraushaar und Kai Wieland. Interessant, dass sein Versuch, den Roman über den herkömmlichen Weg in einem Verlag unter zu bringen (Versenden des Manuskriptes an die Verlage) gescheitert ist. Aufmerksamkeit hat er bekommen, weil es sein Roman auf die Longlist des Blogbuster-Preises geschafft hat. Das Konzept des Wettbewerbs hatte ihn überzeugt, denn die Marktgängigkeit der Manuskripte für die erste Instanz (die Blogger) spielt eine geringere Rolle als bei der klassischen Verlagssuche. Dass er sein Erstlingswerk bei Klett-Cotta unterbringen konnte, ist ein Glückfall für ihn. Seinen Brotberuf als Redakteur im Verlagsbüro Wais & Partner wird er sicher noch nicht aufgeben.

Passend zum Titel des Romans rahmt die Band Michael & The Hoes mit ihrem akustisch geprägten „Folk’n’Roll“ den Abend ein.

Amerika
Roman
240 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
Klett-Cotta, Preis 20,00 €

Zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

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