Elsternest

Aus ideologischen Gründen Kultur zerstört

Universität Leipzig
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Die Paulinerkirche – vormals eine Klosterkirche und seit der Universitätsgründung von 1409 ein zentraler Ort des universitären Lebens in Leipzig wurde als Aula und als Hörsaal benutzt. Dort predigte Martin Luther, dort musizierte Johann Sebastian Bach.

1953 wurde die Universität in Karl-Marx-Universität Leipzig umbenannt. Auch in dieser Zeit lehrten noch bedeutende Lehrkräfte hier wie der Philosoph Ernst Bloch oder der Literaturwissenschaftler Hans Mayer, die aber zusehends hinausgedrängt wurden, da sie mit dem System in Konflikt gerieten.

„Das Ding muss weg!“

„Das Ding muss weg!“ – so soll sich laut Leipziger Volksmund SED-Chef Walter Ulbricht beim Anblick der Paulinerkirche geäußert haben. Und dieser Ausspruch bedeutete das Todesurteil für das traditionsreiche Gebäude im Leipziger Stadtzentrum. Der zweite Weltkrieg hatte die Kirche nicht zerstört, im Gegensatz zu der im Krieg zerstörten Universität. Trotz breiter Proteste der Bevölkerung wurde das gotisch geprägt Gotteshaus am 30. Mai 1968 gesprengt, ebenso die verbliebenen weiteren Bauten.

Die SED errichtete die Universität neu. Von 1968 bis 1972 wurde das Uni-Hochhaus in Form eines aufgeschlagenen Buches gebaut, das zum dominanten Gebäude der Universität wurde. Die weitere Umgestaltung und Bebauung des Universitätscampus folgte in den Jahren 1973 bis 1978.

Die Paulinerkirche bekommt ein modernes Antlitz

Nach der Wiedervereinigung und zum 600. Jahrestages der Gründung der Universität sollten die Gebäude grundsätzlich saniert werden. 2004 entschied sich eine Jury für den Entwurf des niederländischen Architekten Erick van Egeraat. Er erinnert in der äußeren Form, aber stark verfremdet, an die ursprüngliche Kubatur des Gebäudekomplexes um die Paulinerkirche. Das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli wurde als letztes Gebäude 2017 eröffnet. Es bildet das wiedererstandene geistige und geistliche Zentrum der Universität am Augustenplatz und ist Ort für akademische Veranstaltungen, Universitätsgottesdienste, Konzerte der Universitätsmusik. Architektonisch erinnert es an die 1968 gesprengte Universitätskirche und beherbergt zahlreiche vor der Vernichtung gerettete Kunstschätze.

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